„Wer Lesermeinungen und Samstagskommentar vergleichen
möchte, kann das auch im Logbuch unter www.goslarsche.de
tun“, so die GZ vom 10.04. zur Landrats-Kandidaten-Diskussion im
Leserbriefbereich der GZ.
Gut. Habe ich versucht. Den Beitrag von Sigmar Gabriel aber
nicht gefunden. Da Sigmar mir seinen Leserbrief bereits am Samstag, 06.04.2013,
per E-Mail mit der Bitte zugesandt hatte, diesen hier zu veröffentlichen, falls
die GZ seinen Leserbrief bis zum 10.04. nicht abdrucken würde und der Brief in
der Internetausgabe des „Logbuchs“ nicht zu finden ist, drucke ich ihn hier
trotz Veröffentlichung ab, damit er nicht mit der „Printausgabe“ der GZ im
Altpapier landet und bis nach der Landtagswahl und darüber hinaus erhalten bleibt, wieder aufgerufen und nachvollzogen
werden kann.
Hier ist er:
Dunkle Mächte
Man
kann der Goslarschen Zeitung zur zu ihrem Chefredakteur gratulieren: Selten
findet man in Deutschland einen so vielseitigen, weitsichtigen und fast schon mit
hellseherischen Gaben ausgestatteten Journalisten. Vor allem dann, wenn es um
"die Parteien" und "die Politiker" geht, merkt man, wie
fremd ihm Vorurteile sind und wie sehr er um das Wohl Goslars und der
Harzregion bemüht ist. So hat zwar noch keine der öffentlichen Vorstellungen
von SPD und CDU begonnen, auf denen sich die Bewerberinnen und Bewerber
vorstellen, ihre Vorschläge für die Zukunft unseres Landkreises darlegen und
sich den kritischen Fragen des anwesenden Publikums stellen werden, aber die eingangs
beschriebenen Gaben ermöglichen es dem Chefredakteur bereits, alle samt und
sonders als ungeeignet zu bezeichnen. Zuwenig kommunalpolitische Erfahrung
hätten die Bewerber.
Nun
könnte man einwenden, dass man kommunalpolitische Erfahrung nicht nur als
Kommunalpolitiker sammeln kann und halb Süddeutschland ohne Landräte und
Bürgermeister dastände, wäre eine jahrzehntelange Ratsmitgliedschaft die
Voraussetzung für eine Bewerbung. Oder dass man in Deutschland sogar ein guter
Bundespräsident sein kann, ohne dass man vorher im Bundestag gesessen hat.
Engagement für unsere Region, Ideen für die Zukunft, Mut, Tatkraft und vor
allem anderen ein offenes Ohr und ein offenes Herz für die Menschen, die
mit uns gemeinsam hier im Harz leben, sind möglicherweise wichtiger als 10
Jahre wirkungslose Mitgliedschaft in einem Kommunalparlament oder 20 Jahre
Arbeit in irgendeiner Verwaltung. Denn die Demokratie sucht nach
engagierten Bürgerinnen und Bürgern führe ihre politischen Wahlämter. Wenn nach
Experten gesucht wird, stellt man sie gemeinhin als Beamte ein.
Aber
solche Argumente ziehen nicht bei unserem Chefredakteur, kennt er doch nichts
besser als die dunkle Seite der Macht: die Parteien. Dort können ja solche
engagierten Menschen wie oben beschrieben nicht gedeihen. Sondern dort wirken
finstre Kräfte und Hinterzimmer-Mentalitäten. Bloß gut, dass wenigstens die
SPD sich dieser Gefahren bewusst ist. Die Sozis beteiligen nämlich bereits zum
zweiten Mal als einzige Partei alle Bürgerinnen und Bürger an der Auswahl
ihres Kandidaten für die Landratswahl. Schon 2006 wurde der später
Landratskandidat Stephan Manke auf diese Weise ausgewählt. Er gewann danach die
Landratswahl im ersten Wahlgang und wurde ein exzellenter Landrat. Jede
Bürgerin und jeder Bürger des Landkreises kann sich selbst ein Bild davon
machen, ob gute Kandidaten vorhanden sind und wer der oder die Beste unter
ihnen ist. Selbst Parteivorsitzende verlieren dabei jeden Einfluss auf die
Auswahl. Eine bundesweit einmalige und bemerkenswerte Form der direkten Bürgerbeteiligung.
Der SPIEGEL, der STERN, die Süddeutsche Zeitung und viele andere mehr haben
das bemerkt. Seltsam nur, dass ausgerechnet der Chefredakteur der GZ
das nicht vermerkt. Statt dessen tut er so, als ob in allen Parteien auf die
gleiche unzureichende Weise Kandidaturen zustande kämen. Und wenn das
nicht reicht, wird sogar das Gerücht gestreut, bei der SPD mische sich der
Parteivorsitzende für jemanden ein. Dabei hätte ein Anruf, eine
Nachfrage, ein Gespräch genügt, um diesen Unsinn gar nicht erst in die Zeitung
zu bringen. So arbeiten jedenfalls die Journalisten der oben genannten Medien.
Aber die sind eben auch nicht Chefredakteur der Goslarschen Zeitung.
Sigmar Gabriel, Leser
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