Donnerstag, 3. September 2020

Corona: Neue Fragen, neue Anworten - aber nichts zur Situation vor Ort

Im Regionalteil vom 03.09.2020 titelt die GZ „Corona: Neue Fragen, neue Antworten“ und lässt einen Virologen und Infektiologen aus Göttingen Stellung zu allgemeinen Leserfragen nehmen.

Aus vielen „Corona-Diskussionen“ hier vor Ort weiß ich, dass die Menschen nicht so sehr interessiert, was sie auch aus überregionalen Medien erfahren können, sondern wie es vor Ort, vor ihrer Haustür, aussieht.

Darüber erfahren sie so gut wie nichts aus der GZ. Offensichtlich ist diese inzwischen auf Meldungen des Landkreises Halberstadt angewiesen, um in einem „Halbsatz“ zu berichten, dass sich mit Stand 01.09. zwei weitere Personen im Landkreis Goslar angesteckt haben. Welchen Sinn es dabei zur Einschätzung der akuten Situation macht, gebetsmühlenartig die Zahl der Infizierten auf nunmehr 253 Personen zu addieren, die sich irgendwann im letzten halben Jahr infiziert haben, von denen 25 verstorben sind, erschließt sich mir nicht. Aussagekräftiger dagegen ist, dass es zur Zeit nur 5 akut Infizierte, die GZ schreibt „Erkrankte“, im Landkreis Goslar gibt.

Daraus ließe sich einiges ableiten. Wäre es deswegen nicht mal an der Zeit, die Leser der GZ darüber aufzuklären, wie es im Landkreis Goslar aussieht? Wie realistisch es ist, sich hier vor Ort mit dem Covid-19-Virus zu infizieren?

Dazu müsste man allerdings die Landkreisverwaltung massiv an ihre Auskunftspflicht erinnern und nicht hinnehmen, dass diese Auskünfte mit dem Hinweis auf den Datenschutz verweigert. Gesetzlich geschützt sind personenbezogene Daten und keine allgemein gehaltenen Auskünfte z.B. darüber:

·       Wie hoch das Risiko ist, sich im Landkreis Goslar mit knapp 140.000 Einwohnern mit Covid-19 zu infizieren, wenn lediglich 5 Einwohner akut Infiziert sind und diese Zahl über Wochen im einstelligen Bereich liegt?

·         Ob das Virus durch Sommer-Touristen in den Landkreis eingeschleppt wird/wurde.

·         Ob Rückkehrer aus Risikogebieten, „Hoteltouristen“ oder Familienheimkehrer, das Virus mitgebracht haben?

·         Ob sich Goslarer beim Strandurlaub an Ost- oder Nordsee angesteckt haben?

·         Ob sich im Landkreis Goslar lokale Häufungen von Corona-Infektionen eingrenzen lassen?

·          Wenn ja, ob es sich dabei um Gemeinschaftsunterkünfte, Pflegeheime, Krankenhäuser, Kita oder Schulen pp. handelt.

·         Ob und wie viel Personen sich im Landkreis Goslar primär in Firmen, bei privaten Feiern oder im privat/familiären Bereich angesteckt haben?

·          Ob und wie viel Personen sich im Landkreis Goslar auf Märkten, in Fußgängerzonen, beim Bäcker, Friseur oder Schlachter, in Supermärkten, in Restaurants, auf öffentlichen Plätzen oder überhaupt im Freien infiziert haben?

·          Welche Bereiche im Landkreis Goslar gemieden werden sollten, um möglichen Infektionsrisiken aus dem Wege zu gehen?

Dienstag, 1. September 2020

Corona-Anstieg liegt nicht nur an mehr Tests

Da die Fa. Stöbich nach eigenen Angaben einen Corona-Schnelltest entwickelt haben will, der noch zertifiziert werden muss, stellte ich auf meiner Homepage am 30.08.2020  die Frage, wie sicher PCR-Corona-Tests eigentlich sind.

Am 01.09.2020 griff auch die BS/GZ die Frage unter dem Titel „Corona-Anstieg liegt nicht nur an mehr Tests“ auf. 

„Nicht nur“? Schon der Titel zeigt, dass der Anstieg „auch“ an mehr Tests liegen kann. 

Unter „Weitere Faktoren“ werden die Probleme der „falsch positiven“ Testergebnisse aufgegriffen und erläutert und geschlussfolgert, dass das RKI auf seiner Webseite schreibt, dass … „falsch-positive Befunde nur selten vorkommen“. Allerdings hat der Verfasser nicht nachgehakt, was das RKI unter „selten“ versteht und lediglich unter 

„Was sagt uns das alles?“ 

ausgeführt, dass die Entwicklung der Testraten von rund 9 % auf 0,88 % zurückgegangen ist, geht aber nicht darauf ein, was „selten“ bei den „falsch-Positiven“ Ergebnisse in der Realität bedeutet oder bedeuten kann. 

Da sich das RKI aus gutem Grund nicht festlegt, hier zum Nachrechnen: 

Sollten die „falsch-positiven“ Test, wie Befunde belegen, nur 1 % betragen, wären dass bei 1 Millionen Testungen in der 34 Kalenderwoche bis zu 10.000 „falsch-positive“ Tests….