Mittwoch, 31. Januar 2018

30 Patienten pro Woche ?

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Da kann man nur den Kopf schütteln.Wer denkt sich eigentlich bei der BZ Überschriften aus? Da man auch dort wissen müsste, dass Untersuchungen zufolge sich doppelt so viel Leser nur an Überschriften informieren wie an dem dazugehörigen Text, bedürfte es besonderer Sorgfalt bei der Überschriftgestaltung.
Stimmt es, dass es dafür Spezialtexter gibt, die mit dem eigentlichen Text nichts zu tun haben und nur dafür da sein sollen, Überschriften so zu gestalten, dass sich nicht noch weniger Leser nur über Überschriften informieren, sondern durch deren besondere Formulierung animiert werden sollen, auch den dazu verfassten Artikel zu lesen? 
Wie kann es sein, dass in einer Überschrift die Kernaussage des Artikels verhunzt wird und so mit demText nichts zu tun hat? Liegt es daran, dass nur Agenturmeldungen mit reißerischem Headlines versehen werden, ohne dass der Texter die Fakten der Meldung verstanden hat? Oder hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich kaum noch einer einen Artikel ohne knackige Überschrift antut? 
Schlagzeilen und Überschriften sollen dem Leser helfen zu selektieren, was ihn interessiert und was nicht. Was soll man also von folgender Überschrift in der BZ/GZ vom 31.01.2018 halten?
"Ärzte sollen jede Woche 30 Kassenpatienten behandeln". 
Und weiter: 
"Der Krankenkassenverband fordert Union und SPD auf , den Medizinern ein festes Mindestkontingent vorzuschreiben".  
Die Mehrzahl der Leser, die nur Überschriften lesen, werden sich über zukünftig leere Wartezimmer gefreut haben, wenn den Ärzten ein Kontinent von 6 Patienten pro Tag vorgeschrieben werden soll. 
Was für ein Unsinn. Im Artikel ist nämlich die Rede davon, dass der Verband fordert, dass Kassenärzte zukünftig mindestens 30 Sprechstunden wöchentlich für gesetzlich Krankenversicherte anbieten müssen. Ein himmelweiter Unterschied, der auch einem Texter auffallen müsste, wenn er den Artikel verstanden hätte.
Ich weise deswegen darauf hin, weil es nicht das erste Mal ist, dass die Überschrift in der BZ/GZ nicht zum Artikel passte. Weniger zartbesaitete Zeitgenossen schreien dann sofort "Lügenpresse"...

Montag, 8. Januar 2018

Sensationsgier

„Fahrer erleidet schwerste Verletzungen – Rätselhafter Unfall auf der B 6 – Mutter und Baby in Uni-Klinik geflogen“,
titelte die GZ am 08.01.2018 und es folgte ein ausführlicher Bericht über das Geschehen.
Mir war das gar nicht aufgefallen, aber meine Frau erregte sich zu Recht über den QR-Code unter dem Bericht.
Fast täglich wird in den überregionalen Medien über das „Gafferunwesen“ berichtet. Über die Rücksichtslosigkeit von Neugierigen, die Behinderung von Einsatzkräften und Strafandrohungen werden verschärft, um dem Unwesen Herr zu werden.  

Und in der GZ wird diesem Voyeurismus Vorschub geleistet. Der Bericht über den Unfall und das Unfallfoto hätten gereicht, um dem Informationsbedürfnis der GZ-Leser zu befriedigen. Ein zusätzliches Video ist mehr als überflüssig und nichts anderes, als die Sensationsgier von Leuten zu befriedigen, die es als Gaffer nicht geschafft haben, rechtzeitig an der Unfallstelle zu sein.