Sonntag, 14. Dezember 2014

Ohne Arbeit keine Integration - Oder: Wer was bewegen will, findet Wege - wer nicht, findet Gründe

Kolumne von Andreas Rietschel GZ vom 13.12.2014 

Rietschel bezeichnet zwar die Idee von OB Junk, zur „Entlastung anderer Städte (vom Flüchtlingsdruck) als grundsätzlich sympathisch, solidarisch und menschlich“, stuft aber gleichzeitig den Vorstoß von Junk als „zu sensibel für (seine ) eigene Profilierung“ ein und mahnt: „das alles braucht eine verdammt gute Vorbereitung und ist für Schüsse aus der Hüfte ungeeignet“.

   Da ist sie wieder, die unterschwellige Kritik an einem OB, der den auch in Goslar verbreiteten Verwaltungsgrundsatz der Bedenkenträger: „Das war noch nie so. Da könnt ja jeder kommen. Das haben wir schon immer so gemacht“ missachtet und versucht zu gestalten, statt nur zu verwalten.

   Dabei hat Junk mehrfach betont, dass hinter seiner Idee noch kein fertiges Konzept stand, er statt dessen eine Diskussion anstoßen wollte, um unter anderem Antworten auf die Fragen zu finden, die Rietschel in seiner Kolumne zurecht stellt. 

   In den 90er Jahren hatte Goslar eine „ZAST“ (Zentrale-Aufnahmestelle) für die Erstaufnahme von Flüchtlingen an der Clausthaler Str. (im heutigen Fuchsbau) in der hunderte Menschen mit unterschiedlichsten Ethnien untergebracht waren. Das hat die Stadt gemeistert und damals wurden Fragen wie: „Wer kennt die Zahl, ab wann Flüchtlinge bei uns Ängste auslösen? Wer weiß, in welchem Umfang Quartiere vorhanden sind? Wer hat ein Konzept, wie die Bevölkerung informiert und eingebunden werden soll? Wer kann Arbeit vermitteln?“ weder gestellt noch beantwortet. Das wurde angeordnet – basta.

   Was mich irritiert, ist, dass zur Odeon-Sanierung drängende Fragen vorher nicht gestellt wurden und die Antwort sofort feststand: "Das Odeon muss saniert werden, koste es was es wolle"

   Fragen wie: "Wer weiß, welche Bevölkerungsgruppe von der Sanierung profitiert? Wie groß ist deren Anzahl in 10 , 20 Jahren? Wer kennt die Zahl derer, die finanziell belastet werden? Wie und aus welchem Topf sollen die erforderliche Millionen kommen? Wie sollen die in den Prozess eingebunden werden, die mit dem Odeon nichts am Hut haben? Wie hoch sind die Unterhaltungskosten eines neuen Odeons pro Jahr? Wie hoch ist der notwendige Zuschuss pro Platz und Veranstaltung? Wer kommt dafür auf? Was könnte die Stadt zukünftig nicht realisieren, was allen zugutegekommen würde?", wurden vorher weder öffentlich gestellt bzw. publiziert noch erwarteten die Sanierungsverfechter eine Antwort darauf. 

   Auch dazu hätte es eine verdammt gute Vorbereitung gebraucht und das Problem wäre für Schüsse aus der Hüfte ungeeignet gewesen.

   Am Anfang einer Entwicklung steht zunächst immer eine Idee, deren Umsetzung gegebenenfalls zu organisieren ist. Nur so kann sich Fortschritt entwickeln. Hätten die Erfinder von z.B. Eisenbahnen, Autos, Flugzeugen, Computern oder der EU versucht, die sich daraus ergebenden Fragen vorher zu klären, würden wir heute noch auf Eseln reiten oder mit DM bezahlen.

   Wie heißt es so schön: "Wer etwas bewegen will, findet Wege – wer etwas nicht will, findet Gründe". Dumm ist nur, dass das jeder so auslegt, wie es ihm gerade in den Kram passt...

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