Auch in der GZ war/ist Hitzlsperger Thema des Tages, zu dem verschiedene Meinungen abgedruckt wurden.
Reinhard Urschel
weist in einem Leitartikel der HAZ darauf hin, dass die „New York Times“ von sich behauptet, sie
drucke alle Nachrichten, die es Wert seien, gedruckt zu werden. Die Frage sei
aber, welche Nachricht es wert sei, gedruckt zu werden und weshalb?
Wäre es daher für die "New York Times" eine Nachricht,
wenn sich ein guter, aber nicht
sonderlich populärer Fußballer nach Abschluss seiner Karriere zu seiner
Homosexualität bekennt? Wahrscheinlich nicht.
Anders in Deutschland. Dort würde dem Outing breitester Raum
gewährt. Radio und Fernsehen hätten im Stundentakt berichtet, als habe ein
politisches oder ein seismisches Beben die Erde erschüttert.
Man müsse den Eindruck gewinnen, als gebe es in Deutschland
nichts Wichtigeres als das sexuelle Befinden eines Thomas Hitzlspergers. Dabei
dürfte bei dem Hype um dieses Thema eine wesentliche Rolle spielen, dass das
Outing eines aktiven Fußballers von den Medien förmlich herbeigeschrieben und
herbeigeredet würde.
Folge man den Medien, seien angeblich in Deutschland
gleichgeschlechtliche Vorlieben keineswegs anstößig und nur noch im
Männerfußball ein Tabu.
Kein Wunder, dass die Medien diese Auffassung verbreiten,
wimmelt es doch dort und bei den von ihnen überproportional hoffierten
Modeschöpfern, Spaßmachern, Friseuren, Fersehkommissarinnen, Fersehmoderatorinnen und Sonstigen aus dem Showbiz von Leuten, die in
entsprechenden Magazinen und Talkshows ihre gleichgeschlechtlichen
Liebesbeziehungen ausgiebig darstellen dürfen und als mutige Vertreter ihrer
Sache gefeiert werden.
Urschel fragt meiner Meinung nach zu Recht, ob nicht
vielleicht die Grundannahme falsch sei. Dass womöglich der Umgang mit schwulen
Politikern, schwulen Künstlern, schwulen Medienschaffenden, Modeschöpfern, Friseuren
und lesbischen Sportlerinnen gar nicht so entspannt ist, wie nach außen immer
getan und von den Medien suggeriert wird.
Vielleicht habe nur der mediale Meinungsdruck dazu
beigetragen, dass die Menschen lieber schweigen, als ihr Unbehagen zu äußern. Nicht ihr Unbehagen
darüber, dass Menschen schwul seien und
eine gleichgeschlechtliche Lebensform bevorzugen würden, sondern darüber, dass
die sexuelle Orientierung einer schrillen Minderheit der breiten Mehrheit ständig als besonders lebenswert
eingehämmert werden soll.
Nach Urschel sei es für viele Kommentatoren und so genannter
Experten das Normalste der Welt, dass ein junger Mensch seine homosexuelle
Neigung der Welt kundtut und er fragt, ob es nicht eher umgekehrt sei und es
der Normalfall wäre, wenn darüber nicht auf Titelseiten und in Hauptnachrichtensendungen
berichtet würde, weil es eben „normal“ sei.
Recht hat er.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen