Dienstag, 11. November 2025

Vor 36 Jahren: Bei Stapelburg / Eckertal geht die Grenze auf

Grenzöffnung vor 36 Jahren
Vor 36 Jahren ging auch im Harz die Grenze auf. Der Moment der Grenzöffnung am 11.11.1989 bei Stapelburg / Eckertal gegen 16:00 Uhr wurde im Video unten  eindrucksvoll dokumentiert.

Seit 40 Jahren treffen wir uns jeden Samstagmittag in unterschiedlicher Besetzung, darunter öfters auch ein nicht ganz unbekannter Bundespolitiker aus Goslar, in einem Lokal in der Goslarer Fußgängerzone zum Frühschoppen. So natürlich auch am Samstag, 11.11.1989 - Karnevalsbeginn. Und dann passierte es: Die Grenze in Eckertal ging auf.  Ich habe in einem Beitrag zum Buch links meine Erlebnisse damals als Polizeichef von Goslar unter dem Motto  "Karneval in Goslar"   niedergeschrieben         

Samstag, 8. November 2025

Geld-Gräber? Überflüssige Fahrradboxen in Goslar

Geld-Gräber? Überflüssige Fahrradboxen in Goslar
Da ich häufiger an den Fahrradboxen in der Sommerwohlenstraße in Goslar vorbeikomme und nie jemanden sehe, der diese benutzt, interessierte mich schon lange, welchen Nutzen diese wohl haben. Hinzu kommt, dass gerade in den Medien der Wahnsinn über Luxus-Stellplätze mit 24.000 Euro pro Fahrradparkplatz und wie mit 15 Millionen Euro Luxus-Radparkhäuser vielerorts zu Geld-Gräbern werden, diskutiert wird.
Da trifft es sich gut, dass auch die GZ das Thema am 08.11.2025 mit dem Titel "Die Fahrradboxen bleiben oft leer - Die Debatte war groß, die Nachfrage ist gering - Stadt will Interesse wecken" für Goslar thematisiert hat.
Demnach stehen am Bahnhof und in der Sommerwohlenstraße in Goslar je 12 und am Bahnhof in in Oker 8 Einzelboxen sowie am Bahnhof in Goslar 20 Plätze in einer "Sammelgarage" zur Verfügung.
Laut einer NDR-Sendung vom 17.08.2023 haben die 12 Boxen für die Sommerwohlenstraße rund 50.000 Euro gekostet. Dazu kommen für Tiefbau- 7.500 und für Elektroarbeiten 6.500 Euro. Macht zusammen rund 64.000 Euro. Die Umsetzungskosten von der "Kunstmeile" an den neuen Standort und die Pachtkosten für die Privatflächen nicht mitgerechnet. Rechnet man für die Anlage in Oker ähnlich Kosten, wären das zusammen rund 130.000 Euro. Auch die Boxenanlage am Bahnhof soll 130.000 Euro gekostet haben. Macht zusammen für 52 Stellplätze rund 260.000 Euro oder für einen Fahrradeinstellplatz rund 5.000 Euro, also von obigen Stellplatzkosten noch einiges entfernt.
Trotzdem eine verheerende Kosten/Nutzen Analyse. Wird eine Box pro Tag von nur einem Fahrrad genutzt,  statt einer möglichen Mehrfachnutzung, ergibt das in etwa folgendes Bild:
Die Boxen am Bahnhof Goslar sollen seit  18.09.2023 in Betrieb sein. An den rund 770 Tagen bis zum 11.09.2025 hätten dort jeden Tag 32 Fahrräder ganztägig (insgesamt also rund 24.640) untergestellt werden können. Tatsächlich sollen es in der ganzen Zeit 149 (112 Tages-, 12  Monatsnutzungen, 25 Sammelgarage) gewesen sein. Und das nennt die Stadt "ganz gut genutzt".
Und an der Sommerwohlenstraße?
Obwohl die 12 Boxen dort seit August 2024 stehen, waren sie offensichtlich erst seit  April 2025 nutzbar. Diese dürften mitten in der Stadt eher für "Kurzparker" interessant sein. In diesen 164 Tagen bis zum 11.September hätten dort, "konservativ" gerechnet, täglich mindestens 2x12 Fahrräder, (insgesamt also rund 3.940) untergestellt werden können. Tatsächlich sollen es 92 (88 Tages- und 4 Monatsmieter) gewesen sein. Ähnliches dürfte für Oker gelten.
Und für diese mickrige Nachfrage wurden rund 260.000 Euro Steuergelder am Bedarf vorbei verbraten. Ja,  überwiegend Bundeszuschüsse. Aber eben Steuergelder. Die galt es abzurufen, egal, ob sinnvoll oder nicht.

Freitag, 24. Oktober 2025

Essay zum „Stadtbild“ Merz und das „Stadtbild“: „Ich fühle mich nicht angesprochen“ (GZ)

 "Dabei ist die Empörung über Merz am Ende so hanebüchen wie vorhersehbar. Nicht nur in Gelsenkirchen wissen die meisten Politiker aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie unwohl längst vielen Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt ist – wie fremd sie sich fühlen in ihrer eigenen Heimat. Und das völlig unabhängig davon, ob sie Merve heißen oder Maria."

Essay zum „Stadtbild“
Merz und das „Stadtbild“: „Ich fühle mich nicht angesprochen“ (GZ)
So erlebt der Deutsche mit türkischen Wurzeln die vom Bundeskanzler angestoßene Debatte.
Von Sinan Sat, 23.10.2025
Sinan Sat ist Journalist und Redaktionsleiter der WAZ Gelsenkirchen. Der 37-Jährige ist in Deutschland geboren, seine Eltern sind vor mehr als 40 Jahren aus der Türkei ins Ruhrgebiet eingewandert. Der Fan von Schalke 04 ist mit einer Deutschen verheiratet und hat zwei Kinder. Für unsere Redaktion hat er aufgeschrieben, wie er die Diskussionen um das „Stadtbild“ empfindet:
In Kürze:
  • Die Empörung ist groß – in den sozialen wie in den klassischen Medien. Friedrich Merz stigmatisiere mit seiner „Stadtbild“-Aussage Menschen mit Migrationshintergrund. 
  • „Stadtbild“-Aussage: Einige wollen Friedrich Merz missverstehen
  • Ich jedenfalls fühlte mich trotz meiner türkischen Wurzeln nicht angesprochen
  • Merz hat sich mit der schwammigen Aussage keinen Gefallen getan
  • Angst im öffentlichen Raum? Für einige an der Tagesordnung 
  • Cem Özdemir: Es braucht ein Umdenken in der Migrationspolitik
Die Empörung ist groß – in den sozialen wie in den klassischen Medien. Friedrich Merz stigmatisiere mit seiner „Stadtbild“-Aussage Menschen mit Migrationshintergrund. Der Bundeskanzler schüre Ressentiments, bediene die Klaviatur der AfD, die er doch zum größten Feind seiner CDU erklärt hat – nicht selten ist gar von Rassismus die Rede.
So jedenfalls klingt weitestgehend die Berichterstattung zum Thema, so beurteilen inzwischen einige Linguisten und Politikwissenschaftler die Aussagen des Kanzlers. Und ganz sicher empfinden einige Menschen im Land das auch so – sehr viele andere aber eben auch nicht.
„Stadtbild“-Aussage: Einige wollen Friedrich Merz missverstehen

Freitag, 11. Juli 2025

Regierung veröffentlicht Kriminalität nach Nationalitäten (GZ)

Regierung veröffentlicht Kriminalität nach Nationalitäten
...titelt die Braunschweiger Zeitung (Ausgabe GZ) am 09.07.2025. Das ist insofern bemerkenswert, weil sie damit eine der wenigen  gängigen Zeitungen neben der WELT und der  Berliner Morgenpost ist, die über die neueste Veröffentlichung der Bundesregierung über "Tatverdächtigenbelastungszahlen" (TVBZ) des BKA berichtet.
Der Autor Christian Unger hat in der "Berliner Morgenpost" deutlich ausführlicher versucht, die TVBZ zu "framen" als in der BZ/GZ. Bei der Relativierung der wenigen zitierten Zahlen in der BZ/GZ  unterliefen ihm dabei vier Denkfehler.
  1. Er sieht z.B. eine Tücke in der Statistik, weil die Gruppe der Ausländer, die in Deutschland leben, gering sei. Würden diese angezeigt, treibe das die Statistik deutlich stärker in die Höhe als bei deutschen Tatverdächtigen.
    Nein. Tut es nicht, weil gleichgroße Vergleichsgruppen gebildet werden. Eine TVBZ  von 1.874 für deutsche und 8.000 für afghanische Tatverdächtige bedeutet, dass hochgerechnet auf jeweils 100.000 dieser Gruppe 1.487 Deutsche und 8.000 Afghanen gezählt wurden.
    Auch kleiner gefasste gleichgroße Gruppen würden an diesem Verhältnis nichts ändern. ( z.B.: Gruppengröße 10.000 gleich 187 zu 800, Größe 1.000 gleich 19 zu 80)
  2. Außerdem stellt er fest, dass nicht alle Anzeigen von Tatverdächtigen verfolgt würden, weil sich der Tatverdacht nicht erhärte. Dass würde allerdings sowohl für deutsche als auch für ausländische Tatverdächtige gelten und somit die TVBZ nicht verfälschen.
  3. Auch weist er auf die Dunkelziffer hin, weil die Polizei von vielen Verbrechen gar nichts mitbekomme. Auch das dürfte für Deutsche wie für Ausländer gelten. Für hier betrachtete arabische Ausländer insbesondere im innerfamiliären Bereich.
  4. Der Verweis darauf, dass der Anteil der jungen Ausländer unter der arabischen Bevölkerungsgruppe deutlich höher sei als der in der deutschen Gesamtbevölkerung, kann in diesem Zusammenhang nicht ziehen, da gleichgroße Vergleichsgruppen gebildet werden.
Fazit: Die Tatverdächtigenbelastungsziffer des BKA zeigt erstmals eine realistischeres Bild  des Anteils der Tatverdächtigen unterschiedlicher Nationalitäten. Der Bericht der BS/GZ über das Phänomen der TVBZ ist anerkennenswert. Der Versuch, diese zu relativieren, reiht sich ein in die Praxis der Massenmedien, den Anteil der Ausländerkriminalität an der Gesamtkriminalität zu "framen".
siehe auch:
Ausländer deutlich krimineller als Deutsche -"Kriminalitätsbelastungszahlen" veröffentlicht - NIUS
Sonderauswertung - Diese Nationalitäten fallen bei Jugendkriminalität besonders auf (WELT+)

Dienstag, 25. Februar 2025

Konzertbesucher werden wie Vieh in die "Elphi" gekarrt (GZ vom 25.02.2025)

"Nervenkitzel in der Elphilharmonie"
Auch wenn ich davon ausgehe, dass besagter Artikel nicht in der Redaktion der Goslarschen Zeitung in Goslar entstand, er aber in der GZ erschien, muss man sich den Schuh auch hier anziehen. Auch wollte ich zunächst kommentarlos darüber hinwegsehen. Da er aber bei einer Veranstaltung empörend zur Sprache kam, habe ich anders entschieden.
Am 25.02.2025 erschien unter der Überschrift "Nervenkitzel in der Elphilharmonie" ein Artikel über den Besuch von 2000 Musikenthusiasten in der Elbphilharmonie in Hamburg, in der das Braunschweigische Staatsorchester ein Gastspiel gab.
Dazu hieß es unter anderem: "Reiseunternehmen aus Wolfenbüttel karrt 2000 Menschen aus der Region zum Konzert". Weiter "Ein aufregendes Auswärtsspiel, zu dem mehr als 50 Busse aus der Region Braunschweig anrollten: Die Elphilharmonie in Hamburg" und weiter "Das Konzert hat das Reiseunternehmen Schmidt aus Wolfenbüttel eingetütet." So, so. Zum Konzert in der "Elphi" werden Besucher wie Vieh gekarrt und das Konzert wird in WF eingetütet. Geht´s noch? Auch im Artikel wird wiederholt, dass die Besucher nach Hamburg gekarrt wurden, Also war es kein Versprecher in der Unterüberschrift.
Die Redakteurin schreibt selbst, dass die "Elphi" eine vorzügliche Akustik habe, die keinen falschen Ton verzeiht. Ihren Lesern mutet sie allerdings falsche Töne zu.
Ich weiß nicht, was die Redakteurin geritten hat. Aber ein derartiger Jargon ist nicht nur völlig daneben sondern auch ausgesprochen respektlos gegenüber den Konzertbesuchern und den Lesern der GZ. Es mag sein, dass eine derartig flapsige Ausdrucksweise in Kreisen der Journalistin und auf sozialen Medien ankommt. Die Altersklasse der  treuen GZ-Abonenten hat nicht nur vorzügliche Antennen sondern auch eine andere Schriftsprache verdient.