Sonntag, 2. Oktober 2016

Rietschel - Über Dresden zur Lügenpresse

Andreas Rietschel hat in seiner Kolumne vom 01.10.2016 in der GZ seinen Blick auf Dresden gerichtet, wo in diesem Jahr die Einheitsfeiern stattfinden, nicht etwa, um die Deutsche Einheit zu würdigen, sondern weil dort „das böse Wort von der ´Lügenpresse´ wiedergeboren“ wurde.
Das Wort „Lügenpresse“ wird von den Medien wie eine Monstranz vor sich hergetragen und dient ihnen als Totschlagargument, um von eigenen Versäumnissen abzulenken. „Lügenpresse“ ist ein plakativer Begriff, der über die wörtliche Bedeutung weit hinausgeht. Und er hat die Medien offensichtlich ins Mark getroffen. Ohne die Hohlköpfe von „Pegida“ wäre es den Medien nie in den Sinn gekommen, eine Tagung des Deutschen Verlegerverbandes zu diesem Thema einzuberufen und Herr Rietschel wäre niemals auf die Idee gekommen zu fordern, dass sich die Medien der Kritik von Alexander Gauland stellen und über ihre Arbeit nachdenken sollten. Denn Gauland hätte Nachdenkliches gesagt, nämlich „dass die Medien heute zu belehrend sind, statt zu informieren und dass die Mehrheit der Medien der Merkel´schen Willkommenskultur kritiklos gefolgt sei, als Hundertausende an Flüchtlingen vielfach unkontrolliert ins ungeordnete Land kamen“. 
Auch hätte der ZEIT-Chefredakteur di Lorenzo nicht öffentlich gesagt, dass „eine von der Bundesregierung abweichende Meinung, manchmal schon kritische Fragen, unter den Generalverdacht gestellt würden, man habe etwas gegen Flüchtlinge oder betreibe das Geschäft der Populisten“.
Nein, Journalisten lügen sicherlich nicht im wörtlichen Sinne. Ihre Artikel sind häufig von ihren Anschauungen geprägt und sie vergessen hin und wieder, nur das zu verbreiten, was sie wissen und nicht das, was sie denken (Seymour M. Hersh). Sie haben eine „Schere im Kopf“ wie es schön heißt, die ohne Anweisung „von oben“ funktioniert. Der Vorwurf bezieht sich auch nicht auf das Lügen im wörtlichen Sinne. Es geht vielmehr um das Gewichten, Weglassen, das Ignorieren oder sogar das Manipulieren von Fakten, um einer Nachricht keine Bedeutung oder eine bestimmte Richtung zu geben. Beispiel gefällig?
Ein Bericht über einen Auftritt des deutschen Außenministers vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen wurde von der Social-Media-Abteilung des Außenministeriums so zusammengeschnitten und im öffentlich rechtlichen Fernsehen gesendet, dass er mit tosendem Beifall endete. Dazu BILD: Die letzten vier Worte sind kaum noch zu hören. Tosender Beifall übertönt die Worte des Außenministers. Der Applaus geht weiter bis das Video endet... BILD hörte in die Originalrede Steinmeiers hinein. Und siehe da: Kein Applaus, keine Unterbrechung... Erst mehr als 14 Minuten später gab es den einzigen Applaus für Steinmeier an diesem Tag. Der traditionelle Applaus nach der Beendigung einer Rede vor der Vollversammlung. 
Dazu gehören aber auch und insbesondere emotionsgeladene Kulleraugenkinder-Bilder, die mit tränengeschwängerter Stimme in der Flüchtlingskampagne oder aus Bürgerkriegsgebieten kommentiert werden, um der humanitären Haltung von Kanzlerin und Gutmenschen mehr Unterstützung zu verschaffen.
Auch sind z.B. Medien dazu übergegangen, bei Themen, bei denen die Leser erwartbar eine andere Meinung als die Journalisten vertreten, die Kommentarfunktionen abzuschalten und so die Leser der Möglichkeit zu berauben, sich zu äußern. Und dort oder dann, wenn sie doch geöffnet sind, lohnt sich häufig das Lesen insbesondere der Leserkommentare in den sogenannten Leitmedien, in denen eine große Anzahl der Leser der herrschenden Meinung widersprechen. Und die Leser z.B von FAZ, Süddeutsche, WELT, Focus kann man doch nicht als „Nazis“ abqualifizieren, die lauthals „Lügenpresse“ skandieren würden.
Insbesondere in den kritischen Leserkommentaren finden sich häufig wichtige Informationen und Links zu anderen Informationen, die sonst der „Mainstream-Zensur“ der Medien unterliegen und eine „Gegenöffentlichkeit“ zur herrschenden politisch korrekten veröffentlichten Meinung bilden.
Michael Konken, der ehemalige Vorsitzende des Deutsche Journalistenverbandes (DJV) sagte: „Das Wort Lügenpresse macht die Runde. Ein Grund dafür: Nachrichten werden zu häufig mit unseren Meinungen garniert. Der Medienkonsument wird beeinflusst und merkt es.“
Ja er hat Recht. Und für den Medienkonsumenten ist es heute ein Leichtes, mit Hilfe des Internets, und damit meine ich nicht die sozialen Netzwerke, Nachrichten zu hinterfragen. Und das ist das eigentliche Problem der Medien. Sie verfügen nicht mehr über das Meinungsmonopol. Sie sind von den Konsumenten plötzlich kontrollierbar.ilHilfe des InternetsH