Samstag, 29. Dezember 2012

Sorry Herr Rietschel

Am 24. Mai 2012 habe ich den Chefredakteur der GZ wegen seines Kommentars „Der querulante Kämmerer“ kritisiert, der meiner Meinung nach geeignet schien, die fachliche Reputation des damals neuen  Kämmerers Ralf Günther zu beschädigen.
   Heute wissen wir, dass Günther nicht fachlich, sondern an privaten Unzulänglichkeiten gescheitert sein soll, was durchaus Rückschlüsse auf seine Persönlichkeitsstruktur zulässt.
   Herr Rietschel schien mit seiner damaligen Feststellung, dass der Kämmerer mit „Ego zuweilen überversorgt“ wirke, bereits eine Richtung aufgezeigt zu haben, die sich heute, wenn auch in noch negativerer Form, bewahrheitet haben könnte.
Sorry Herr Rietschel.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Was bisher nicht in der GZ stand

  Jedenfalls noch  nicht am 20.12.

Eine E-Mail mit fatalen Folgen (aus der HAZ)

Ein hoher Beamter im Landesbergamt könnte seinen Job verlieren: Er hat Goslars früheren Oberbürgermeister Henning Binnewies bedroht. Seine kompro- mitierenden E-Mails hatte er während der Dienstzeit verschickt.
   Für einen hochrangigen Landesbeamten geht es heute vor dem Verwaltungsgericht in Braunschweig um seinen Beamtenstatus, das Land will ihn loswerden. Der Jurist beim Landesbergamt (LBEG) ist seit dem Kommunalwahlkampf in Goslar im vergangenen Jahr eine schillernde Figur: Eine kurze E-Mail an den inzwischen abgewählten Oberbürgermeister Henning Binnewies (SPD) löste im Januar 2011 eine Schlammschlacht in der Harzstadt aus, hatte zunächst Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Absender zur Folge - und nun auch das Disziplinarverfahren. Das Land hat Klage mit dem Ziel erhoben, den Beamten aus dem Dienstverhältnis zu entfernen, wie ein Gerichtssprecher am Mittwoch bestätigte. Er hatte die Mail während der Dienstzeit von seinem Dienstrechner aus verschickt.
  In der Nachricht an OB Binnewies bezeichnete der Regierungsrat, der selbst eine Unabhängige Wählergemeinschaft aufbauen wollte, das umstrittene Stadtoberhaupt als Sonnenkönig und forderte Binnewies zum Rücktritt auf. Ansonsten werde er eine Kampagne gegen den OB starten, Plakate und Flugblätter verteilen. Außerdem drohte der Regierungsrat dem Oberbürgermeister eine Strafanzeige an. Binnewies revanchierte sich mit einer Anzeige. Außerdem informierte er den Vorgesetzten beim LBEG.
   Die E-Mail des Beamten erwies sich damit endgültig als große Torheit. Im Laufe der Ermittlungen kamen eine ganze Reihe von weiteren Ungereimtheiten ans Licht, die das Land dem 54 Jahre alten Regierungsrat als Dienstvergehen ankreidet: Weil die Staatsanwaltschaft den Rechner des Juristen beschlagnahmte, fiel auf, dass der Beamte nicht nur die eine E-Mail während der Dienstzeit verschickt hatte. Außerdem kam heraus, dass er während der Arbeitszeit die Flugblätter gegen Binnewies erstellt hatte, sowie ein Konzept für die neue Wählergemeinschaft. Außerdem hat der Beamte, der beim LBEG unter anderem für die juristische Betreuung der Genehmigungsverfahren für das Atommülllager in Gorleben zuständig war, Schriftsätze für die Anwaltskanzlei seiner Frau verfasst. Mehrere Hundert private Dateien fanden die Ermittler auf der Festplatte des Dienst-PCs, darunter eine Reihe von Schriftsätzen für die Kanzlei der Ehefrau. Schließlich wirft das Land dem Mann vor, Dienstreisen zu seinen Gunsten falsch abgerechnet zu haben.
   Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig wurden zwar wegen geringer Schuld eingestellt. Dafür lebte das Disziplinarverfahren in der Folge wieder auf. Der Beklagte hat die Vorwürfe weitgehend eingeräumt. Wenn es schlecht läuft für den 54-Jährigen, verliert er seinen Beamtenstatus, er könnte aber auch degradiert werden.
   Nach Angaben des Verwaltungsgerichts geht es heute im Kern darum, ob er für seine Vergehen verantwortlich gemacht werden kann. Es ist unklar, ob er schuldfähig ist, sagte ein Sprecher. Ein Amtsarzt soll gehört werden. Dem Juristen wurde laut Gericht eine psychische Erkrankung attestiert, weshalb er zu großen Teilen schuldunfähig sein soll.
    Das wiederum dürfte Generationen von Juristen hellhörig machen, die mit dem Ergebnis ihrer Prüfungen nicht einverstanden sind. Der Regierungsrat hat jahrelang Staatsexamina abgenommen - eine psychische Erkrankung des Prüfers könnte ein Anfechtungsgrund sein. Interessant dürfte auch werden, wie das Gericht den Vorwurf der falschen Abrechnung von Dienstreisen wertet: Der 54-Jährige hat eine Regelung angewendet, die jüngst der Steuerzahlerbund als missbrauchsanfällig kritisiert hat. Das Wirtschaftsministerium hat sie erst in diesem Sommer auch für das LBEG als verbindlich eingeführt, nachdem die Praxis durch das Disziplinarverfahren aufgefallen war.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Armutsberichte

In der Vorweihnachtszeit überschlagen sich die Medien mit Berichten über die Einkommensverteilung in Deutschland. Am 13. 12. schrumpfte die Mittelschicht dramatisch. Am 14.12. hatte „im Schnitt 2013 jeder 554 Euro mehr in der Tasche“ und am 19.12.ist aufgrund einer Studie der Sozial- und Wohlfahrtsverbände, also der Hilfeindustrie, die zum Schwarzmalen nahezu verpflichte ist, die „Armut in Deutschland politisch gewollt“. Nach Jörg Kallmeyer, HAZ, braucht man keine Kommission, um zu ahnen, dass die Wirklichkeit ein wenig komplizierter ist.
   Dass aus der Mittelschicht in 15 Jahren ca. 4 Mio. Menschen nach unten herausgefallen sind, deckt sich zum Beispiel mit der Zunahme der Single-Haushalte, die im gleichen Zeitraum ebenfalls um 4 auf 16,337 Mio. gestiegen sind. Wenn bei steigenden Lebenshaltungskosten sich diese Kosten immer weniger teilen, bleibt für den Einzelnen weniger verfügbares Einkommen übrig. Die Übersicht in der GZ vom 19.12. zeigt ja auch deutlich, dass nicht Paare mit zwei Kindern besonders armutsgefährdet sind, sondern Alleinlebende mit 50,2 % und Alleinerziehende mit Kindern mit 37,1 %.
   Wenn eine Vizepräsidentin von was auch immer kritisiert, dass sich die Armut in Deutschland seit 2007 mit einem Anteil zwischen 14 und 16 % verfestigt hat, dann wird in diesen Zahlen eine mathematische Gesetzmäßigkeit deutlich, weil sich bei jeder Einkommensveränderung, ob für Hartz-IV oder Lohn und Gehalt, das Durchschnittseinkommen verändert, womit sich die Armutsgrenze proportional verschiebt und sich nichts ändert. Das wusste schon Carl-Friedrich Gauß vor 150 Jahren.
   Und Armut ist in Deutschland nicht gewollt. Sie ist Folge davon, dass immer mehr Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss bleiben oder trotz Schulabschluss die Anforderungen qualifizierter Arbeitsplätze nicht erfüllen und für "Hilfsarbeiten" keine „Durchschnittsgehälter“ erwarten können und selbst wenn, würde die Grenze von 60 bzw. 70% des Durchschnittsgehalts, ab der man armutsgefährdet sein soll, ansteigen und alles bliebe, wie gesagt, beim Alten.
   Bezeichnend ist, dass das Polit-Barometer des ZDF am 15.12. verkündete, dass 92 % der Befragten ihre wirtschaftliche Lage 2012 als gut bis zufriedenstellend und nur 8 % als schlecht einstuften und 37 %  von denen für 2013 eine Verbesserung erwarten.
    Und die Krone setzte dem ganzen ein Bericht von Focus-Online vom 13.12. auf, nach dem in München ein 40-jähriger Familienvater mit zwei Kindern und 2470 Euro netto im Monat Anspruch auf Hartz-IV-Aufstockung haben soll.
   Bei so viel Widersprüchlichkeit kann man es nur mit Churchill halten und nur der Statistik trauen, die man selbst gefälscht hat. Na, dann: Prost Neujahr.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Adenauers Moskau Reise

"Ethisch und moralisch verwerflich", so ist ein Leserbrief vom 30.10.12 in der GZ überschrieben, der sich mit dem Artikel über eine Ratssitzung vom 18.10.12 unter dem Motto. "Nur Adenauers Moskau-Reise fehlt" befasst, in der Heinz Severitt Stellung zum Zukunftsvertrag bezog.
   Da der Leserbrief zu meiner Stellungnahme "Nachgetreten" vom 26.10.12 passt, gebe ich ihn hier im Wortlaut wieder:

Ethisch und moralisch verwerflich
   "Mit Befremden und Empörung haben wir den Artikel über die Ratssitzung gelesen. Aufreger für uns ist allerdings das Foto der grinsenden und einen Finger zeigenden Ratsherrn.
   In einer lenbendigen Demokratie müssen auch nicht komforme Meinungen geäußert werden dürfen. Man mag zu Herrn Severitts Äußerungen stehen wie man will. Keinesfalls hat er aber eine derartig verspottende, verhöhnende Demontage verdient. Sich auf Kosten eines anderen Menschen zu amüsieren, egal, was er zu sagen hat, finden wir ethisch und moralisch betrachtet verwerflich, von gutem Benehmen ganz zu schweigen. Und das in diesem hochkarätigem Forum. Welch ein Armutszeugnis.
   Von unserer Heimatzeitung erwarten wir eine absolut wertneutrale, kompetente Berichterstattung. Personen, welche auch immer, öffentlich und voller Häme der Lächerlichkeit preiszugeben, ist niveaulos , schlechter Stil. Wie heißt es so schön in Art. 1 unseres Grundgesetzes: "Die Würde das Menschen ist unantastbar. Die Veröffentlichung des Foros der lachenden Ratsherren wird dem nicht gerecht."
Annelie Reißnauer, Gisela Scheller, Ulrike Ernst, alle Goslar
   Anmerkung der Redaktion der GZ:
"Die Zeitung ist gehalten, bei Fotos das Geschehen wahrheitsgemäß wiederzugeben. Das heißt, weder durch Hinzufügen noch durch Hinwegnehmen eine Manipulation am Bild vorzunehmen. Das in der GZ am 20. Oktober abgedruckte Foto gibt genau den Teil der Sitzung und die Reaktion von Ratsherren wieder, in dem Herr Severitt seine Rede hielt."
   Anmerkung von mir:
Die Redaktion betont eine Selbstverständlichkeit, nämlich Bilder nicht zu manipulieren. Das Problem liegt in der Auswahl der abgedruckten Fotos, mit denen eine bestimmte Situation untermauert werden soll. In diesem Fall wurde nämlich ein Foto gemacht und ausgewählt, dass "genau den Teil der Sitzung und die Reaktion der Ratsherren wiedergibt" mit dem die Headline "Nur Adenauers Moskau-Reise fehlt" hämisch untermauert und das am besten geeignet schien, Severitt zu diskriminieren.
Man hätte, um wertneutral zu  bleiben, das Foto auch weglassen oder ein anderes drucken können...

Freitag, 26. Oktober 2012

Nachgetreten

Der Chefredakteur der GZ hat seine Berichterstattung vom 20.10. über die Bürgerversammlung zur Fusion Goslar/Vienenburg ergänzt, indem er heute schreibt, dass sich Heinz Severitt nicht zutreffend und unzureichend wiedergegeben fühlt.
   Heinz Severitt mag eigenwillig, ja sogar skurril sein. Aber er ist seit Jahrzehnten gewählter Ratsherr der Stadt Goslar. Es steht insbesondere einem Chefredakteur der GZ  nicht an, ihn öffentlich herabzusetzen und auf seine Feststellung, nicht als Ratsherr der Bürgerliste gesprochen zu haben, hämisch mit dem Nachsatz zu kommentieren:                                 "Eine Klarstellung, für die auch die Bürgerliste dankbar sein dürfte".
Ein unvoreingenommener und sachlicher Berichterstatter hätte den Artikel vor dem Nachsatz ohne Herabwürdigung beendet.
   Übrigens: Dem eigenwilligen und für einige vielleicht auch penetranten Nachhaken des Ratsherrn Severitt ist es auch mit zu verdanken, dass heute zwei Bauarbeiter damit begonnen haben, die Mauerreste der Klosterruine Georgenberg zu reparieren. Dafür sind wir Anlieger und sicherlich viele andere am Erscheinungsbild der Stadt Interessierte dankbar.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Bürgerbegehren in Osterode

Das Taktieren in Osterode um den Termin der Befragung der Bürger zur Kreisfusion macht mal wieder mehr als deutlich, wie sehr Politiker bei Bürger-/Volksbefragungen eine hohe Wahlbeteiligung fürchten müssen wie der Teufel das Weihwasser.
   Je mehr nämlich von der „Schweigenden Mehrheit“, der „Ist-mir-eigentlich egal-Fraktion“ oder den Zufallswählern zur Wahl gehen, desto schwieriger wird es, ein Bürgerbegehren erfolgreich zu gestalten oder abzulehnen, weil nur die eigenen Anhänger kalkulierbar und leichter mobilisierbar sind, während der Bürger, der unbekannte Wähler, alles zunichtemachen kann, wenn er sich anmaßt, ebenfalls zur Wahl zu gehen.  Je geringer die Wahlbeteiligung, desto größer die Chance für Minderheiten, ihre Interessen durchzusetzen, insbesondere wenn erkennbar ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung eigentlich gegen ein durch die Politik beabsichtigtes Vorhaben stimmen könnte.
   Deshalb kann für Grüne und SPD in Osterode nicht sein, was nicht sein darf. Nämlich das Bürgerbegehren mit der Landtagswahl zu kombinieren. Spart zwar Geld, würde aber wahrscheinlich wegen der höheren Wahlbeteiligung die Chance der Gegner der Kreisfusion mit Göttingen erhöhen, eine Mehrheit zur Verhinderung der Kreisfusion mit Hilfe derjenigen zu erreichen, die am 02.12. wahrscheinlich nicht zur Wahl gehen werden.
   Es hat sich gezeigt, dass bei bisherigen Bürgerbegehren/Volksbefragungen regelmäßig  deutliche Minderheiten  der Wahlberechtigten die Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhielten. Hört sich zwar paradox an, ist aber bei den Fundamentalisten in den politischen Strömungen Kalkül, weil sie mit der Wahlabstinenz der schweigenden Mehrheit rechnen. 

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Winterzeit

Achtung deutsche Medien: Am nächsten Wochenende beginnt wieder die Winterzeit. Also wird es langsam Zeit, die Berichte aus der "Wiedervorlage" über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung hervorzukramen und in epischer Breite darzustellen, wer und warum dafür oder dagegen ist und dass das arme Hausrind wieder völlig durcheinander gerät, weil sich Melk- und Futterzeiten verschieben, wobei es dem Rind völlig egal sein dürfte was die Uhr zeigt. Wenn das wirklich ein Problem wäre, müssten sich die Bauern und nicht die Tiere umstellen. 
Aber wir werden sicherlich auch nächste Woche, wie in den vergangenen 20 Jahren, mit dem abgelutschten Thema berieselt und  darüber belehrt, wie schlimm das wieder alles ist...

Vermögensbarometer

Auch das noch. Was für ein Schlag ins Kontor der Lobby aus der Hilfeindustrie. Da basteln die mit am Armutsbericht der Bundesregierung und wollen den Deutschen über die Medien suggerieren, wie schlecht sie sich zu fühlen haben und ein paar Tage später wird am 24.10.2012 auch in der GZ eine Umfrage der Woche veröffentlicht, nach der die Deutschen trotz Krise optimistisch sind und 82 % der Befragten davon ausgehen, dass sich ihre Situation in der nächsten Zeit nicht verändern wird.
   Ja, lesen die denn keine Zeitung ? Sehen sie nicht fern ? Dort hätten sie erfahren, dass sich ein Großteil von ihnen auf dem Weg in die Armut befindet. denn fast 20 Prozent der Deutschen sollen von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen sein. Dumm nur: Lediglich 5,3 Prozent fühlen sich tatsächlich arm und ausgegrenzt*. Wie kann das denn sein? Hat die Lobby versagt? Zumal 91 % der Befragten ihre finazielle Situation als sehr gut/gut bzw. als "es geht" einstufen !
   Na bitte, die Lobby der Hilfeindustrie hat reagiert. Am 26.10. berichtete die GZ unter: "Ostdeutsche haben wenig Hoffnung für die Zukunft", dass die "Volkssolidarität" in ihrem "Sozialreport 2012" ein düsteres Bild für Ostdeutschland zeichnet. Demnach würden mehr als die Hälfte der Befragten demnächst keine Verbesserung in Bezug auf ihre soziale Sicherung, Gerechtigkeit oder Einkommensentwicklung erwarten.
   So widerspricht eine Studie der nächsten. Der kritische Leser lehnt sich zurück und denkt an Churchill, der bekanntlich empfahl, nur der Statistik zu glauben, die man selbst gefälscht habe...

*Stat. Bundesamt: Studie "Leben in Europa 2011"

Samstag, 20. Oktober 2012

Grundsicherung

Keine Frage: Dass es immer mehr volljährige Empfänger von Grundsicherung gibt, kann sich zu einem gravierenden sozialpolitischen Problem erwachsen. Die Frage ist nur, ob es bereits soweit ist.
   Die GZ und fast allen Print- und E-Medien haben am 18./19.10.2012 eine Meldung von dpa aufgegriffen und darüber berichtet, dass in Deutschland 844.000 Volljährige, davon 436.000 Rentner, Hilfe vom Staat erhalten, weil ihre Altersrente nicht reicht oder sie dauerhaft nicht arbeiten können.
Soweit, so schlecht.
Interessant ist jedoch, wie in dieser Meldung manipulativ mit Zahlen jongliert wird, um dramaturgisch das Problem zu überhöhen.
   Ich habe bereits an dieser Stelle über Gerd Bosbachs Buch „Lügen mit Zahlen“ berichtet, in dem dieser fachkundig und unterhaltsam die tägliche Manipulation durch die Medien mit Zahlen entlarvt. Bei dem Versuch zu relativieren, wurde auch in diesem Fall kräftig manipuliert.
Die Zahl der Empfänger ist tatsächlich um 5,9 % von 797.000 auf 844.000 gestiegen.
   Aber wie banal würde es klingen, wenn man den Anstieg im Verhältnis zu allen volljährigen Einwohnern deutschlandweit darstellen würde, das wären nämlich 0,07 Prozent, von 1,2 % auf 1,27 %!
   Weiter heißt es, betroffen seien insbesondere 32 von 1000 Frauen ab 65 Jahren in Westdeutschland und 19 von 1000 Rentnerinnen in Ostdeutschland und in Gesamtdeutschland wären 28 von 1000 Rentnerinnen und 22 von 1000 männlichen Rentnern betroffen.
   Wieso denn plötzlich ein Wechsel in der Darstellung der Zahlen? Um die Verhältnisse dramatischer erscheinen zu lassen als sie sind?
Denn: 
  • 32 von 1000 sind 32 Promille oder 3,2 Prozent
  • 19 von 1000 sind 19 Promille oder 1,9 Prozent
  • 22 von 1000 sind 22 Promille oder 2,2 Prozent
  • 28 von 1000 sind 28 Promille oder 2,8 Prozent
Natürlich hören sich Zahlen von 19, 22, 28 oder 32 o/oo dramatischer an als 1,9%, 2,2%, 2,8% oder 3,2 %. 
   Auch wäre es sicher informativ gewesen zu erwähnen, dass 436.000 Personen über 65 Jahre einem Anteil an allen über 65jährigen in Deutschland von 2,53 % entspricht.
Aber mit „kleinen“ Zahlen kann man schlecht dramatisieren. 
   Wenn in Deutschland nicht immer das Glas halb leer wäre, hätte man auch schreiben können:
„Der Anteil der Grundsicherungsempfänger in Deutschland hat sich 2011 gegenüber 2010 verschlechtert. Er stieg allerdings lediglich um 0,07 %, von 1,2 auf 1,27 % aller über 18jährigen.
Demnach benötigten 2011 
  • 98,73 % der Deutschen über 18 Jahre sowie
  • 97,47 % der über 65jährigen, davon
  • 98,8 % Männer und 
  • 98,2 % Frauen 
keine Grundsicherung.“
Man sieht, alle oben verwendeten Zahlen spiegeln mathematisch das Gleiche wider, in ihrer manipulativen Zielrichtung wirken sie jedoch höchst unterschiedlich. 
   Darüber hinaus würde eine positivere Darstellung auch nicht ins Konzept der Lobby für Sozialprobleme passen. Denn in Deutschland hat sich eine „Hilfeindustrie“ von Caritas bis Arbeiterwohlfahrt für Bedarfsempfänger etabliert, die jeden sechsten oder 97,5 Mrd.* Steuereuro kassiert und in der über zwei Millionen Sozialarbeiter, Pfleger und Helfer aller Art arbeiten. Das sind dreimal so viel Beschäftigte wie in der gesamten Automobilbranche zusammen. Die Hilfeindustrie ist Deutschlands größte Branche und deren Vorstände lachen sich über das Einkommen der Bundeskanzlerin kaputt, da sie mehr als doppelt so viel verdienen wie diese. Natürlich muss es in deren Interesse liegen, dass die sozialen Probleme in Deutschland so schwarz wie möglich gemalt werden, damit sich an den Verhältnissen nichts ändert.
 *Im Jahr 2011 wurden in Deutschland insgesamt 573,4 Milliarden Euro Steuern von Bund, Ländern und Gemeinden (Gebietskörperschaften) eingenommen.(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Freitag, 28. September 2012

Zeitreise

Dem Chefredakteur der GZ, Andreas Rietschel, ist zuzustimmen. Die Serie "Zeitreise" war gelungen und dürfte das Interesse der Leser im gesamten Verbreitungsgebiet gleichermaßen getroffen haben.Es ist zu wünschen, dass von den "Spinnereien" wie Rietschel seien Ausblick auf 2050 selbst nennt das ein oder andere eintreten wird, ja muss. Sonst macht vielleicht in dem einen oder anderem Ort der letzte das Licht aus....

Montag, 10. September 2012

Betrug an der Zapfsäule


In der GZ vom 07.09.2012 wurde öffentlich nach einem notorischen Tankbetrüger gefahndet, der sich danach  gestellt hat. 
   2011 waren es deutschlandweit 85.000 gemeldete Fälle ( plus 10%) mit dem Spitzenreiter Köln, wo in 1425 Fällen (244  je 100.000 Einwohner) beim Tanken betrogen wurde (München 66).
   Eigentlich müsste die Polizei derartige Anzeigen unbearbeitet an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte um Einstellung weiterleiten, weil Tankbetrügereien ein hausgemachtes Problem der Tankstellen sind, das diese durch eine ganz einfache Änderung der Verkaufsstrategie und ohne zusätzliche Kosten auf „Null“ senken könnten, womit sie zusätzlich zu einer erheblichen Entlastung von Polizei und Justiz beitragen würden.
   Wer schon einmal in den USA mit einem Mietwagen unterwegs war, kennt das System zur Genüge. Dort gibt es Sprit an der Säule nur gegen Vorkasse. Erst wenn bezahlt wurde, wird die Tanksäule freigeschaltet und nicht wie bei uns, nachdem bezahlt wurde.
   Nun unterscheiden sich die Amis von uns darin, dass sie ihre Tanks nicht mit Gewalt bis zur Halskrause auf den Cent genau füllen, sondern großzügig für runde Summen in etwa voll tanken und natürlich gibt es Geld zurück, sollte man sich mal verschätzt haben. Tankstellenbesitzer hier auf diese Möglichkeit hingewiesen, antworteten sinngemäß mehrfach, dass das bei uns nicht ginge, weil ein Rückstau an den Zapfsäulen entstünde, wenn erst bezahlt würde und dass der Kunde nach dem Bezahlen nicht wieder in die Tankstelle zurückkehren würde, um zusätzlich sonstige Dinge einzukaufen.
   Das mit dem Rückstau ist Quatsch, weil es zeitlich egal ist, ob mein Fahrzeug beim Bezahlen vor dem Tanken oder nach dem Tanken eine Tanksäule blockiert. Das mit dem Zusatzeinkauf mag ein Problem sein, wobei der Tankwart abwägen muss, ob er betrogen werden oder ein paar Prozent Umsatz einbüßen will. Die Problemlösung auf die Polizei/Justiz abzuwälzen, dürfte jedoch nicht länger hinnehmbar sein.
   Das größte Problem dürfte allerdings beim deutschen Autofahrer liegen. Er könnte nur ungefähr voll tanken und müsste auf eine zehntellitergenaue Verbrauchsberechnung verzichten.

Montag, 6. August 2012

"Kapitulation im Dschungelcamp" von A.Rietschel

Respekt Herr Rietschel,
so titelte ich am 18.02.2012 und kann das heute nur wiederholen. Es hat lange gedauert, bis endlich der Finger in die Wunde gelegt und das heruntergekommene Erscheinungsbild der Welterbestadt Goslar öffentlich angeprangert wird.
   Ich wiederhole mich, wenn ich auch hier noch einmal darauf hinweise, dass Touristen insbesondere wegen des Stadt- ensembles nach Goslar kommen und die Stadt von den paar Montanenthusiasten und dem überschaubaren Kreis der  Freunde moderner Kunst nicht leben kann. Und Natürlich haben es auch die Goslarer verdient, in einer gepflegten Stadt zu leben.
   Es soll mal wieder am Geld scheitern. Doch das allein kann es nicht sein. Es werden falsche Prioritäten gesetzt. Auch wäre es einer Überlegung wert, diejenigen an den Kosten zur Verbesserung des Goslarer Stadtbildes zu beteiligen, die sich durch die Besucher der Stadt eine goldene Nase verdienen, denn der Einzelhandel setzt hier pro Jahr ca. 350 Mio. Euro um, 165 Mio. mehr als die Goslarer allein ausgeben könnten.
   Wer wie der Autor des Artikels  aus Süddeutschland stammt, hat wahrscheinlich die dortigen gepflegten Fremdenverkehrs- städte vor Augen. Um mit deren Erscheinungsbild zu konkurrieren, hat Goslar noch einen weiten Weg vor sich. Da wäre es schon ein großer Schritt, den ungepflegten Goslarer Grünanlagendschungel etwas zu lichten.

Sonntag, 5. August 2012

GZ als Lokalzeitung – lohnt sich die noch?

Diese Frage stellen sich immer mehr Goslarer

Am 26.07. berichtete die GZ im Wirtschaftsteil, dass 47 Mio. Bundesbürger täglich eine gedruckte Tageszeitung lesen, davon 37,4 Mio. eine Regionale Zeitung. Auch ich gehöre seit 60 Jahren dazu.
   Doch in jüngster Zeit treffe ich vermehrt auf Goslarer, die Zweifel hegen und feststellen, dass sie die GZ nur noch aus Gewohnheit und immer schneller überfliegen. Mehrere Bekannte haben sie inzwischen abbestellt. Auch bei mir mehren sich die Zweifel, zumal ich zusätzlich täglich überregionale Zeitungen lese und immer häufiger feststellen muss, dass die GZ nicht immer die aktuellsten Nachrichten enthält, da ich viele tags zuvor bereits an anderer Stelle gelesen habe. Lediglich die Seite „Meinungen“  hat für mich ein Alleinstellungsmerkmal.
   Woran könnte das liegen? Um eine Erklärung zu finden, habe ich einmal die GZ-Ausgaben der 30. Kalenderwoche mit folgendem Ergebnis näher betrachtet:
   Bekanntermaßen erreicht die Nachrichtenflut die Menschen heute nicht mehr nur über die Heimatzeitung. Wenn dann aber die nationale/internationale Berichterstattung einschließlich des Sports in der GZ zu 73,6 % aus überwiegend wörtlich übernommenen Agenturmeldungen besteht, die man zum Teil tags zuvor bereits aus anderen Medien kannte, tendiert der Erkenntnisgewinn gegen Null und man muss sich nicht wundern, wenn der Sinn einer Zeitung kritisch hinterfragt wird. Nicht anders der Niedersachsenteil: 68,8 % Agenturmeldungen.
   Natürlich gehören Agenturmeldungen zu allen Medien auf der Welt. Sie haben allerdings den Nachteil, dass sie mit mehr oder weniger eigener Sichtweise von allen gleichlautend verwendet werden.
   Nun liest man seine Heimatzeitung ja im Wesentlichen wegen der lokalen Nachrichten. Kritik kommt aber von Goslarern auf, wenn sie zunehmend feststellen müssen,  dass mehr als 2/3 aller Berichte die Umlandkommunen und nur noch 31,2 % der Berichte die Stadt Goslar und seine Bewohner betreffen und es z.B. für einen Goslarer auf Dauer nicht wirklich interessant ist, wie die Clausthaler monatelang über die Gestaltung des Zellbachs und ihrer Innenstadt streiten und dieses in unzähligen Leserbriefen ausbreiten bzw. Probleme in Schladen und Hornburg so weit weg sind, dass sie einen Goslarer auch nicht von Hocker reißen dürften. Auch der Fall, dass ein Harzburger am 25.07. im Kreis Lippe (!!!) einen Unfall mit 5.000 Euro Sachschaden verursacht hat, ist nun wirklich keine Meldung wert.
   Verwundert es da, wenn sich einige fragen, ob es sich wirklich noch lohnt, als Goslarer die GZ zu abonnieren? Der Lokalsport und die Familiennachrichten allein  können es ja wohl nicht sein und für den Rest reichen offenbar die lokalen Anzeigenblätter.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Eine Meldung - 3 Interpretationen

Nachfolgend drei Beispiele, wie Medien Agenturmeldungen interpretieren, unterschiedlich gewichten und Leser manipulierend beinflussen:

Goslarsche Zeitung - Wirtschaft

Bürger können sich so viel leisten wie 1991

Die Bundesbürger können sich heute mit ihrem Verdienst genauso viele Waren und Dienste leisten wie vor 20 Jahren, teilt das Institut der Deutschen Wirtschaft mit. Im Jahr 2011 bekam ein Westdeutscher Arbeitnehmer für eine Arbeitsstunde 45 % mehr Lohn als 1991, die Preise für Waren und Dienste stiegen  im selben Teitraum um 43 %.
   Für eine Stunde geleistete Arbeit nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben gab es im Jahr 2011 15,20 Euro, 1991 waren es (umgerechnet) 10,50 Euro. Für einen identischen Warenkorb muss damit heute im Schnitt genauso lange gearbeitet werden wie vor 20 Jahren.

 SPIEGEL ONLINE

Wirtschaftsstudie Kaufkraft der Deutschen ist so niedrig wie 1991

Verschiedene Biersorten: Die Nettolöhne steigen - und die Bierpreise steigen mitZur Großansicht
Verschiedene Biersorten: Die Nettolöhne steigen - und die Bierpreise steigen mit
Drei Minuten muss der Durchschnittsdeutsche für eine Flasche Bier arbeiten. Das war auch schon vor 20 Jahren so. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hat sich die Kaufkraft kaum verändert. Die Inflation hat die Steigerung der Nettolöhne aufgefressen.

   Köln - Die Nettostundenlöhne der Arbeitnehmer in Deutschland sind zwischen 1991 und 2011 um 45 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Doch sind im gleichen Zeitraum auch die Verbrauchspreise um 43 Prozent nach oben gegangen. Die Daten von 1991 beziehen sich dabei auf Westdeutschland.